Offener Brief: Auch wir sind Bürger*innen

Content Notice: Beschreibungen von Queerfeindlichkeit und Gewalttaten

Der AStA Bamberg e.V. ist Unterzeichner und Unterstützer des offenen Briefes and die Polizei.

Bamberg, den 07.07.2022

Auch wir sind Bürger*innen
Ein offener Brief an die Polizei der Stadt Bamberg

Dieses Jahr fanden in Deutschland seit der Covid-19-Pandemie das erste Mal wieder Pride – und CSD Veranstaltungen statt. Wir möchten mit diesen Demonstrationen einerseits feiern, wie weit wir in der Gesellschaft schon gekommen sind, wir möchten die queeren Menschen feiern, die vor uns gekommen sind und ihr Leben gegeben haben, um uns eine offenere und tolerantere Gesellschaft zu ermöglichen. Andererseits bemerken wir immer wieder, dass der Christopher Street Day keine Party ist, sondern eine Demonstration.
Im Juni 2022 wurden mehrere queere Personen beleidigt, bespuckt, körperlich angegriffen und in Oslo sogar getötet.

Bei Rock am Ring wurde eine Person zusammengeschlagen, nachdem sie ihre Freundin geküsst hat.
In Karlsruhe wurde eine Gruppe queerer Personen umzingelt und zusammengeschlagen. Danach wurde die Regenbogenfahne der Gruppe verbrannt.

In Bielefeld wurden queere Personen mit Urin in Wasserspritzpistolen besprüht.

In Augsburg wurden queere Personen nach dem CSD verprügelt.

Und wo ist die Polizei in diesen Fällen? Wo ist die Polizei, bevor es zur Gewalt kommt? Warum werden unsere Bedenken nicht ernst genommen? Wir fürchten uns. Aber davon werden wir uns nicht abhalten lassen, unserem Recht auf eine sichere Demonstration nachzugehen. Wir haben das Recht, bunt und laut auf der Straße für unsere Sicherheit, Gesundheit und Gleichberechtigung zu kämpfen. Die Polizei hat die Aufgabe, uns dabei zu schützen. Wir fordern Sie auf, dieser Aufgabe nachzukommen.

Dass die Bamberger Polizei in der Lage ist, Demonstrationen zu schützen, wurde bei den zahlreichen Veranstaltungen der Querdenken-Bewegung ausreichend unter Beweis gestellt. Dass die Bamberger Polizei nicht immer motiviert ist, Demonstrationen zu schütze, wurde leider bei vielen Veranstaltung, die sich gegen die Querdenken-Bewegung richteten, bewiesen.
Es kam auf politischen Veranstaltungen in Bamberg in den letzten Jahren immer wieder zu verbalen und teilweise auch körperlichen Übergriffe vom Straßenrand auf die Teilnehmenden. Die Polizei stand meist daneben, ohne einzugreifen oder griff erst ein, nachdem sie dazu aufgefordert wurde.

Diese Erfahrungen zusammen mit den zunehmenden queerfeindlichen Angriffen in ganz Deutschland führt zu einer berechtigten Sorge um unsere Sicherheit beim diesjährigen Bamberger CSD am 09.07.2022.

Wir wollen nicht in Angst leben. Wir werden nicht in Angst leben. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Wir werden weiter für Toleranz und Akzeptanz einstehen. Und wir fordern die Polizei auf, uns dabei zu schützen. Denn auch wir sind Bürger:innen. Wir fordern deshalb die Polizei der Stadt Bamberg öffentlich dazu auf, ihrer Pflicht nachzugehen und die Unversehrtheit ihrer Bürger:innen zu gewährleisten.
Klingt gar nicht nach viel, muss aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen nochmal konkret ausgesprochen werden.