fub: Leo Roepert - Konformistische Revolte. Zur Mythologie des Rechtspopulismus

29.06.2023 (Do) 20:00 bis 22:00
Balthasar

Die Frage nach den Ursachen des »Rechtsrucks« ist Gegenstand anhaltender Debatten. Dabei ist zu beobachten, dass gerade gesellschaftskritische Ansätze dazu neigen, den Rechtspopulismus als fehlgeleiteten Protest gegen Neoliberalismus und Postdemokratie zu verharmlosen. Zwar ist es richtig, die Ursachen für den Erfolg des Rechtspopulismus in den Krisentendenzen des Kapitalismus zu suchen. Gleichzeitig sollte aber die Einsicht der Kritischen Theorie berücksichtigt werden, dass autoritäre Bewegungen eine irrationale Eigendynamik aufweisen. Rassismus und Verschwörungsmythen, die den Kern des Rechtspopulismus ausmachen, stellen den Versuch dar, die Krisentendenzen der Gegenwart in einer Weise wahrzunehmen, die eine Einsicht in ihre gesellschaftlichen Ursachen umgeht und es ermöglicht, die Identifikation mit dem Bestehenden aufrechtzuerhalten. So erscheint der gesellschaftliche Prozess der Krise als Verschwörung dunkler Mächte, als Verfall von Identität und Gemeinschaft und als Überwältigung durch Fremde. Damit ist auch eine autoritäre Lösungsperspektive vorgegeben: Beseitigung der Feinde, Sturz der korrupten Verhältnisse und die Wiederherstellung von »ewigen« Werten und Ordnungsprinzipien.

Dr. Leo Roepert ist Soziologe am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kritische Theorie, Rechtspopulismus/Neue Rechte, Rassismus und Antisemitismus. Zuletzt hat er in der freien uni bamberg über Trash und das Schicksal des Gebrauchswerts in der postmodernen Kultur gesprochen.

Eintritt: frei