Geld regiert die Welt, sagt ein Sprichwort. Das ist nicht falsch, aber zu kurz gedacht. Infolge dieser Verkürzung glauben manche, wir müssten bloß anderes Geld benutzen, und schon wäre die Welt besser, ökologisch und fair. Das meinen Anhänger:innen von Alternativwährungen, von Regional- und Schwundgeld, von Geldanarchie oder der ethischen Bank, wie sie zum Beispiel die anthroposophische GLS Bank sein möchte. Ausgeblendet wird dabei, dass der Kapitalismus ein Gesamtsystem ist, in dem sich Produktion, Handel und Finanzen nicht trennen lassen. Kapitalistische Ausbeutung findet überall statt, wo Lohnabhängige arbeiten müssen – in der Fabrik, im Büro, auf Feldern oder in der Logistik. Die Umwelt- und Klimakatastrophe ist die Folge davon, dass Unternehmen immer mehr, immer schneller und immer wieder Neues produzieren müssen, wenn sie in der Konkurrenz mithalten wollen. Dafür verbrauchen sie immer mehr Energie, Rohstoffe und Fläche. Der Vortrag möchte aktuelle Vorstellungen vom »anderen Geld« kritisch analysieren und dazu beitragen, die Anhäufung von Kapital und die Profitmaximierung als System zu begreifen, das Menschen und Natur zerstört.
Peter Bierl ist freier Journalist. Zuletzt sind von ihm erschienen: »Unmenschlichkeit als Programm« (2022), »Die Legende von den Strippenziehern. Verschwörungsdenken im Zeitalter des Wassermanns« (2021) sowie »Die Revolution ist großartig – Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat« (2020). Im kommenden Jahr ist eine Neuauflage seines Buches »Einmaleins der Kapitalismuskritik« (2018) geplant.