Billie Eilish erreicht ein Millionenpublikum. Das ist einerseits der Qualität ihrer Musik zuzuschreiben – ein in Heimproduktion und zusammen mit ihrem Bruder entstandener Sound, der aus dem Mainstreampop unserer Zeit heraussticht. Andererseits wäre Billies große Reichweite nicht ohne ihre Persönlichkeit zu denken, die sie schon im Kindesalter (aber eigenständig) mit der Welt im Netz teilte, bevor ein Interview aufs nächste folgte. Was sie von sich preisgab: heitere Albernheiten, Nacheifern ihrer liebsten Bands, Pop- und Rapstars, nicht zuletzt ihre unbedingte Fanliebe zu Justin Bieber. Ein echter Fan wiederum zieht selbst Fans an, und um Billie Eilish entstand ein Fankollektiv, das – anders als die Swifties oder Beliebers – eines Namens entbehrt, aber deshalb nicht weniger Potenzial birgt: für kollektive Erfahrungen des Hörens und Wahrnehmens, die über das Private hinausgehen ins Gesellschaftliche und Politische.
Lena Ulrich ist Kunsthistorikerin und Fan. Sie interessiert sich für mittelalterliche und spätere Architektur, Musik und Filme der letzten hundert Jahre. Und für Marx.